Überlegungen zur Popularisierung von Drehorgelmusik
Die Wahrnehmung von Drehorgeln in der breiteren Öffentlichkeit ist unterbelichtet. Zwar können sie bei den vielen lokalen „Drehorgelfestivals“ Publikum in Erstaunen versetzen. Doch es bleibt bei oberflächlicher Beachtung durch „Laufkundschaft“. Das ist auf die Dauer für die Verankerung dieser Traditionsinstrumente in einem alters- und interessensdiversen Auditorium zu wenig, um einem Verschwinden dieses Musikgenres und der drohenden Abschiebung der Instrumente ins Museum zuvorzukommen.
Daher muss Drehorgelmusik potenziell Interessierte gezielt ansprechen und einbinden. Dieses Ziel wird in der Regel nicht durch Konzerte erreicht, deren musikalischer Kanon in einer offensichtlich willkürlich kreierten Liederreihung besteht. Das verwirrt ein Publikum mehr als es ihm Orientierung bietet. Besser wären thematisch zielgerichtete Konzerte: Es kann um Liebe, Krieg und Frieden, Zukunft, Hoffnung, Tanz, Balladen oder um politische Orientierung im Sinne früherer Liedermacher gehen – um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Jedes Zentralthema ist gut, wenn es den Zuhörerinnen und Zuhörern einen roten Faden vorgibt.
In diesem Sinne versuchen Thomas Blaschke aus Österreich und meine Wenigkeit diesen Ansatz: Im Zuge meines mehrmonatigen Einsatzes als Deutschlehrer an einer Realschule in diesem Jahr hatte ich festgestellt, dass in den Familien der Schülerinnen und Schüler praktisch nicht mehr gemeinsam gesungen, geschweige denn musiziert wird. Der Liederkanon traditioneller wie moderner Jahreszeitenlieder ist weitgehend weggebrochen. Dieses Manko wurde auch gerade von vielen St. Martinszügen dokumentiert.
Die beiden bekanntesten deutschen Kinderlieder-Protagonisten Rolf Zuckowski und Detlev Jöcker haben uns das „Drehorgel-Copyright“ von einigen ihrer populärsten Songs übertragen. Daher können wir neben den klassischen Nikolaus- und Weihnachtsliedern auch Zeitgenössisches anbieten. Die Kinder erhalten Textbücher und können sich deren Inhalte über QR-Codes auf ihre Handys laden. Damit soll erreicht werden, dass das gemeinsame Singen nicht nur an ihnen „vorbeirauscht“, sondern sie die Chance haben, auch zu Hause nochmals das eine oder andere Lied zu singen. Denn meist hapert es ja an der Textkenntnis.
Ganz nebenbei machen wir zwei Zusatzkonzerte mit geschätzt 250 Grundschulkindern. Schließlich versuchen wir einen Flashmob, auch wenn diese Präsentationsform ein wenig aus der Mode gekommen ist.
Im letzten Jahr hatte ich eine ähnliche Aktion deutschlandweit mit dem „Club Deutscher Drehorgelfreunde“ (CDD) organisieren wollen (https://drehorgelclub.de/aktuelles/). Doch fast niemand von den Drehorgelspielerinnen und -spielern wollte sich beteiligen. Jetzt also dieser neue Versuch.
Drücken Sie/drückt uns die Daumen!